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Helmut-Rhode-Förderpreis 2022

Zeichnen – eine verbindende Kompetenz!

Inzwischen schon zum siebten Mal vergab RKW Architektur + den Helmut-Rhode-Förderpreis für Architekturzeichnungen. Die Auszeichnung erinnert an die prägende Kompetenz des Bürogründers Helmut Rhode, aber versteht sich auch als eine Verneigung vor der Kunstform des händischen Zeichnens von Entwürfen, Eindrücken und räumlichen Visionen. Dabei ist Zeichnen immer auch Kommunikation – ganz ohne Sprache und darum auch international verständlich.


Passend dazu stand auch der diesjährige Wettbewerb unter einem besonderen Zeichen der Internationalität. Erstmals kooperierten wir mit den digitalen Plattformen Architonic, ArchDaily und German Architects.com und erhielten prompt eine große Zahl von Einsendungen aus der ganzen Welt. Studierende aus England, Frankreich, Indien, Malaysia, Nepal, Pakistan, Portugal, Österreich, der Ukraine und Ungarn schickten uns ihre Arbeiten und Ideen.


So hatte die Jury aus unseren Gesellschaftern Lars Klatte und Christian Hein, David Basulto, dem Gründer und Chefredakteur von ArchDaily, der Architektin Rina Rolli und Gründerin vom studioser und Guenter Helten, dem Gründer von Hahn Helten Architektur, viel zu tun. Die Bandbreite der Einreichungen war groß, das technische und kreative Niveau großteils hoch. Am Ende stand ein salomonisches Urteil: Insgesamt fünf Arbeiten erhielten eine gleichwertige Anerkennung, jeweils ein Jurymitglied steht dabei als Pate für das Werk. So konnten sich gleich fünf Studierende über ein Preisgeld von jeweils 1.000 Euro freuen.


Alle ausgezeichneten Arbeiten, ihre Urheber:innen und die Jurybewertung stellen wir im Folgenden vor.

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In unseren Räumen fand am 24. Oktober 2022
die Jurierung der Arbeiten statt.

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Hier wurde jede Arbeit einzeln und individuell diskutiert und bewertet.

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Die Jurymitglieder (von links) 2022: Lars Klatte (Senior Partner bei RKW), David Basulto (Gründer und Chefredakteur von ArchDaily), Rina Rolli (Architektin und Gründerin vom studioser), Guenter Helten, dem Gründer von Hahn Helten Architektur und Christian Hein (Partner bei RKW).

Anerkennung

Die Arbeiten der Preisträgerin Celine Carriere von der École Polytechnique Fédérale de Lausanne.

Eine Brise von einer Sommererinnerung. In den meisten Erinnerungen schmeckt der Sommer nach salzigem Wind oder klingt nach dem Geräusch von plätscherndem Wasser. Sie erwecken vertraute Gefühle oder erzählen von exotischen Orten. Geformt in Geometrien des Sommers, mit gestreiften Mustern und leuchtenden Farben. Der Sommer kommt mit Materialien, die genässt werden wollen, um dann von der Sonne getrocknet zu werden. Mit Geräuschen von Wasser und Gerüchen von Wärme. Der Sommer will in unserer Erinnerung bleiben.


Ein Skizzenbuch eines verträumten Sommers. Ein Fest der Erinnerungen an den Sommer. Ein Fest der Oberflächen, Materialien, Gerüche und Geräusche, der Rituale, Kulturen und Routinen des Badens. Das Zelebrieren der Fähigkeit, die Topographie, die Details des Daches, die Spiegelung des Wassers, den Wechsel der Jahreszeiten, die Schraube der Badeleiter und das Gefühl eines kalten Bades auf einer aufgeschlagenen Skizzenbuchseite festzuhalten. Nur, um dann die Seite umzublättern.


Eine Zeichnung eines runden Bades in einem See. Eine Zeichnung eines geraden Bades in einem Fjord. Eine Zeichnung eines flachen Bades in einem Fluss. Zeichnungen, die das Papier so subtil berühren, wie die Strukturen selbst am Ufer liegen. Mit einem sanften Sinn für Atmosphäre und einer feinen Annäherung an die Struktur. Mit einem zarten Umgang mit Farbe und einer bewussten Entscheidung für jede gezeichnete Linie. Mit einem sicheren Umgang mit dem Papier und einem aufmerksamen Blick für die zu setzenden Akzente.


Eine Art, den Sommer einzufangen, auch wenn der Winter schon naht.

Bewertung von Rina Rolli

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Anerkennung

Die Arbeiten der Preisträgerin Lilly Averbeck von der TU Dortmund.

Die Jury zeichnet die Entwurfsdarstellungen für das Glasbläserhaus von Lilly Averbeck mit einer Anerkennung aus. Bei der Arbeit handelt es sich um ein Entwurfsprojekt für die klassischste aller Bauaufgaben, ein viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus in einer städtischen Blockrandbebauung. Ein Entwurf, der sich wunderbar in die historische Umgebung der Nachbargebäude einfügt.


Um dem Gedanken der Einführung einer zeitgenössischen Architektur in eine historische Umgebung Nachdruck zu verleihen, wählt Lilly Averbeck das Mittel der klassischen fein-kolorierten Tuschezeichnung. Stil, Strich und die fein aquarellierte Farbigkeit orientieren sich an den Zeichnungen von historischen Vorbildern, wie denen von Karl Friedrich Schinkel, Louis Le Veau oder auch Francois Mansart. Die gelungene Verbindung der klassischen Tuschezeichnung und des spezifischen Entwurfsgedankens ist in dieser Arbeit auf eine ebenso herausragende wie sinnvolle Art und Weise gelungen.

Bewertung von Lars Klatte

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Anerkennung

Die Arbeiten der Preisträgerin Khyati Rajpara von der CEPT University of Ahmedabad, Indien.

Die Arbeit „Den Ort durch Zeichnen sichtbar machen“ von Khyati Rajpara von der CEPT University of Ahmedabad, Indien beschäftigt sich auf vier eingereichten Blättern mit der zeichnerischen Analyse und Exploration der Struktur und Tektonik der Insel Poveglia in Venedig. In einem fünften Blatt überträgt sie ihre daraus gewonnenen Erkenntnisse auf den Entwurf eines „Haus als Stadt“ in ihrer Heimat Madhya Pradesh, Indien.


Der vorgefundenen, sichtbaren Stadtstruktur und ihren stetigen Veränderungen und Neuschreibungen der Vergangenheit nähert sie sich mit einem archäologischen Blick, intellektuell und künstlerisch anspruchsvoll, indem sie die im Mittelalter gebräuchliche Technik des Wiederbeschreibens bzw. -verwendens von Manuskriptseiten oder -rollen, dem Palimpsest, als Allegorie auf ihre zeichnerisch-formale Suche überträgt. So schafft sie in einer Erweiterung einer wissenschaftlich-analytischen Herangehensweise an den Ort eine beeindruckende atmosphärische und erzählerische Ebene.


Über ihre verwendete Technik, mit Bleistift in Schichten zu zeichnen, sind flüchtige Formen von prozesshaften, sich fortschreibenden Skizzen entstanden. So öffnet sie dem Betrachter einen eindrucksvollen, poetischen Raum, mit der Möglichkeit eigener Interpretation und Imagination.

Bewertung von Guenter Helten

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Anerkennung

Die Arbeiten der Preisträger Greta Sophie App, Elisabeth Bley, Vincent Mank, Jonas König, Lara Grefer, Leonhard von Zumbusch, Felix Tepel, Piet Krause, Leon Schade, Lena Geiselbrechtinger, Olga Sulek, Paul Stockhausen, Anastasia Mirkina von der Bauhaus Universität in Weimar.

Das Zeichnen wird erfolgreich eingesetzt, um eine Reihe von kollektiven Erfahrungen in ein einheitliches architektonisches Werkzeug zu übertragen. Es handelt sich um eine Abstraktion mit Absicht und Fokus, die als Startmethode für weitere Projekte nützlich ist.

Bewertung von David Basulto

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Anerkennung

Die Arbeiten des Preisträgers Florian Hörtig von der Hochschule für Technik in Stuttgart.

Das eingereichte Skizzenbuch von Florian Hörtig hat die Jury in besonderer Weise überzeugt. Die Art der zeichnerischen Auseinandersetzung mit Anteilen aus seinem Studium, figürlichen Skizzen, Farb- und Formfindung und der Kombination mit anderen alltäglichen Dingen wie Eintrittskarten und Ähnlichem lässt ein collagenartiges Tagebuch entstehen, das nicht zuletzt durch seine glaubhafte Authentizität überzeugt.


Dieses Skizzenbuch erfüllt die Ansprüche des Preises und der Jury, weil die zeichnerische Auseinandersetzung in vielen Lebensbereichen nicht nur der Lösungsfindung und Formfindung von architektonischen Aufgaben dient, sondern auch Situationen des täglichen Lebens mit der Kraft der Freihandzeichnung als glaubhafte Notiz im Sinne eines Tagebuchs gelingen lässt.


Nur durch dieses umfängliche Trainieren von Freihandzeichnung – auch mit dem Belassen von weniger gelungenen Zeichnungen – kann ein gutes Werkzeug entstehen, um sich vor sich selbst und vor Anderen mitzuteilen.

Bewertung von Christian Hein

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Fotos Jurysitzung und Arbeiten Marcus Pietrek