Helmut-Rhode-Förderpreis 2023
28.10.2023
Im Zeichen des Zeichnens: Ausgabe Acht
Der Helmut-Rhode-Förderpreis für Architekturzeichnungen ist längst eine Institution geworden – nicht nur im Hause RKW Architektur +, sondern auch an den einschlägigen Hochschulen. Mit dieser Auszeichnung erinnern wir einerseits an unseren Bürogründer Helmut Rhode, aber andererseits auch an eine ureigene Architektenkompetenz: das händische Zeichnen. Denn auch in Zeiten von CAD und BIM hat das Zeichnen als Entwurfstechnik und Kommunikationsmittel seine Begeisterungsfähigkeit nicht verloren.
Das zeigten auch beim diesjährigen, achten Wettbewerb die zahlreichen Einsendungen die uns aus insgesamt zehn verschiedenen Ländern erreichten, etwa aus Österreich, der Schweiz, England und Frankreich, aber auch aus Bangladesch. Insgesamt 34 Werke von Studierenden lagen schließlich vor den kritischen Augen unserer kompetenten Jury. Neben dem Gastjuror Professor Ulrich Hahn, ehemals vom Fachbereich Entwerfen der FH Aachen, waren dies unsere Gesellschafter Lars Klatte und Joachim Hein und unsere Architektin Bayarmaa Bat-Erdene, die übrigens selbst im Jahr 2018 den Helmut-Rhode-Förderpreis gewann und so zu unserem Büro fand.
In diesem Jahr entschied sich die Jury aufgrund des Charakters der Einreichungen, diese in die Kategorien „Skizzenbuch“ und „Präsentation“ einzuteilen – wobei zwei Arbeiten im Bereich Skizzenbuch besonders herausstachen. So gab es in diesem Jahr zwei erste Preise, nämlich für die Arbeiten von Md Mashuk Ul Alam und Léon Schmutzler, die jeweils ein Preisgeld von 1.000,- € erhielten. Außerdem vergaben wir Anerkennungspreise in Höhe von 500,- € für vier weitere sehr schöne und handwerklich gelungene Werke.
Alle ausgezeichneten Arbeiten, ihre Urheber:innen und die Jurybewertung stellen wir im Folgenden vor.
In unseren Räumen fand am 17. Oktober 2023
die Jurierung der Arbeiten statt.
Hier wurde jede Arbeit einzeln und individuell diskutiert und bewertet.
Die Jurymitglieder (von links) 2023: Lars Klatte, Joachim Hein (beide Senior Partner bei RKW), Bayarmaa Bat-Erdene (Architektin bei RKW), Prof. Ulrich Hahn (ehemals vom Fachbereich Entwerfen an der FH Aachen) und Jasmin Wirtz (Architektin und Head of Corporate Communication bei RKW).
Kategorie Skizzenbuch
1. Preis
Die Arbeiten des Preisträgers Md Mashuk Ul Alam von der Bangladesh University of Engineering and Technology.
Eine Brise von einer Sommererinnerung. In den meisten Erinnerungen schmeckt der Sommer nach salzigem Wind oder klingt nach dem Geräusch von plätscherndem Wasser. Sie erwecken vertraute Gefühle oder erzählen von exotischen Orten. Geformt in Geometrien des Sommers, mit gestreiften Mustern und leuchtenden Farben. Der Sommer kommt mit Materialien, die genässt Skizzenbücher scheinen ein ständiger und untrennbarer Begleiter in Mashuk Ul Alams Alltag zu sein. In einem Potpourri von unzähligen, sehr authentisch wirkenden Skizzen wird mit Hilfe verschiedenster Zeichentechniken Erlebtes gesammelt, Gesehenes transformiert, Fehlendes ergänzt und Neues entwickelt.
Die Arbeiten überzeugen durch ihre handwerkliche Fähigkeit, mit einer schnellen Skizze räumliche Strukturen zu erfassen, zu analysieren und neu zu gestalten. Die Skizzenbücher untermalen den Prozess, wie sich Mashuk Ul Alam mit einer akzentuierten, piktogrammartigen und ausgewogenen Skizzenfolge einem Ort annähert.
Bewertung von Joachim Hein
1. Preis
Die Arbeiten des Preisträgers Léon Schmutzler von der Universität der Künste in Berlin.
Das facettenreiche Skizzenbuch ist ein authentisches Zeugnis einer Studienphase in Paris. Es belegt beispielhaft den Nutzen einer händischen, nichtdigitalen Form des Reflektierens und der Dokumentation. Über Text und Skizze vermittelt sich unmittelbar die Begegnung mit dem Theater als Ereignis wie auch als Bautypus. Es erzählt nachvollziehbar von einer sinnsuchenden wie auch sinnlichen Reise durch ein sehr breites Thema, von seinem Zauber bis hin zu den funktionalen und architektonischen Besonderheiten.
Die umfassende systematische Einarbeitung in das Thema stellt der vielfältigen theoretischen Auseinandersetzung eine strukturierte zeichnerische Analyse der aufmerksam begangenen und sinnlich erlebten Beispiele gegenüber. Das Skizzenbuch ist somit im Sinne der Ausschreibung ein preiswürdiges Zeugnis eines sehr effektiven und gleichsam persönlichen Umgangs des Verfassers mit diesem Medium. Sie vermittelt ein beachtliches Maß an handwerklicher Reife und belegt einen souveränen Umgang mit der Handskizze als erklärendem Kommunikationswerkzeug.
Bewertung von Ulrich Hahn
Anerkennung
Die Arbeiten des Preisträgers Tim Guckelberger von der Vienna University of Technology.
Ein Skizzenbuch im ureigenen Sinn: Alle wesentlichen entwurfsentscheidenden Arbeitsschritte und Überlegungen sind in dieser Arbeit hervorragend zu erkennen. Vor allem die Identifizierung und Vertiefung der jeweiligen Ortsbeobachtungen in puncto Atmosphäre, Materialität und Besonderheiten hat Tim Guckelberger gut festgehalten.
Wie ein roter Faden nimmt dieses Skizzenbuch die Betrachter:innen mit auf die Ideenfindungsreise – bis zur Formfindung und Festigung des finalen Konzepts.
Bewertung von Bayarmaa Bat-Erdene
Kategorie Präsentation
Anerkennung
Die Arbeiten der Preisträgerin Annika Beißner von der Technischen Universität Darmstadt.
Annika Beißners Arbeiten zeigen auf, wie unterschiedlich das Mittel der Freihandzeichnung zur Darstellung von Architektur eingesetzt werden kann. In einer Reihe von vier Blättern unterstreicht sie ausdrucksstark ihre entwurfliche Haltung bei der Auseinandersetzung mit dem Innenraum, der Landschaft, der Raumbildung und der Choreografie des Ortes. Dabei überzeugt sowohl ihr kraftvoller und atmosphärischer Strich, der ihre Darstellungen wie kurzweilige Szenenbilder wirken lässt, als auch ihre feine und sensible Linienführung, die ihre Gebäude und Freiräume untrennbar miteinander verwebt.
Bewertung von Joachim Hein
Anerkennung
Die Arbeiten der Preisträgerin Nelly Meyer von der Technischen Universität Darmstadt.
Die Arbeit sticht vor allem durch die feine Perspektive als Strichzeichnung auf. Da Nelly Meyer verschiedenste Entwicklungsprozesse in ihrem Skizzenbuch festgehalten hat, lassen sich Höhen und Tiefen der unterschiedlichen Phasen des Entwurfs und der Ideen hier gemeinsam mit der Urheberin durchleben. Auch den Höhepunkt, die Vollendung dieser Ideenfindung, verdeutlicht sie sehr gut mit ihrer feinen, aber trotzdem sehr informativen und leichten Strichzeichnung.
Die Gewichtung auf das Wesentliche der Darstellung, vor allem durch die Setzung der filigranen Linienstärken und das Erzeugen von räumlicher Tiefe und einer Anmutung von Leichtigkeit zählen zu ihren wesentlichen Stärken.
Bewertung von Bayarmaa Bat-Erdene
Anerkennung
Die Arbeiten der Preisträgerin Natalia Pieroni von der ETH Zürich.
In unserer digital geprägten Zeit ist es eine wohltuende Überraschung, dass in der Präsentation einer Abschlussarbeit von der Verfasserin Wert auf eine „Handschrift“ in der Darstellung eines Projektes gelegt wird. Ein breites Spektrum von verschiedenen Darstellungsformen und Techniken zeigt das gegebene komplexe Verständnis von Architektur und einen engagierten und geübten Umgang mit dem Stift.
Das Projekt vermittelt auf den didaktisch klug und zeichnerisch gekonnt erstellten Blättern neben umfassenden Informationen eine atmosphärische Dimension – mit einer besonderen Wertschätzung für das gewählte grafische Medium und die darin spürbare Freude am Zeichnen.
Bewertung von Ulrich Hahn
Fotos Jurysitzung und Arbeiten Marcus Pietrek